Tagesschau.de (Germany): Eine Wende mit globaler Signalwirkung
Von Jürgen Döschner und Martin Gent, WDR
15 September 2012
Kaum ein Land hat so auf Kernenergie gesetzt wie Japan - sowohl was die eigene Stromversorgung betrifft als auch industriepolitisch. Japan gehörte auch zu den Weltmeistern beim Verkauf neuer Atomkraftwerke. Nun hat die japanische Regierung den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Nach spätestens 40 Betriebsjahren sollen die Reaktoren vom Netz, neue Kernkraftwerke nicht mehr gebaut werden. In den 2030er-Jahren soll Japans Strom ohne Atomkraft gewonnen werden. Einseitig auf Atomkraft gesetzt
Japan ist nach den USA und China der weltweit drittgrößte Stromverbraucher. Mangels eigener fossiler Energiequellen wie Kohle hatte Japan sehr einseitig auf die Kernenergie gesetzt. Bis zum Reaktorunglück von Fukushima im März 2011 waren mehr als 50 Reaktorblöcke in Betrieb - dabei sogar ein Schneller Brüter -, die etwa ein Drittel des Strombedarfs deckten. Durch den Bau weiterer Reaktorblöcke sollte der Anteil auf mehr als 50 Prozent wachsen.
Nach der Katastrophe an der Ostküste der japanischen Hauptinsel Honshu mussten aber alle japanischen Reaktorblöcke für Sicherheitsüberprüfungen heruntergefahren werden. Die befürchteten Stromengpässe blieben aus. Erfolgreich übten sich die Japaner im Stromsparen, große Teile des Stroms wurden aber auch ersatzweise mit importiertem Flüssiggas, Öl und Kohle erzeugt. Mehr...