11 March 2013

Frankfurter Rundschau (Germany): Niedergang einer Technologie

Fukushima ist für die AKW-Branche ein ebensolcher Rückschlag wie einst Tschernobyl. Zumal die neuen, „sicheren“ Reaktoren nicht wirtschaftlich sind.

Von Joachim Wille

10. März 2013

Wie viele Atomkraftwerke sind heute, zwei Jahre nach dem Super-GAU von Fukushima, weltweit am Netz? Eine simple Frage – eigentlich. Doch die Antwort erscheint schwierig. Es sind 390, das ist die niedrigste Zahl seit dem Tschernobyl-Jahr 1986. Die Internationale Atomenergie-Behörde (IAEA) allerdings meldet 437 AKW-Blöcke. Sie zählt 47 seit dem Frühjahr 2011 aus Sicherheitsgründen abgeschaltete japanische Reaktoren weiter als „in Betrieb“. Als die Zahl 390 kürzlich in der globalen AKW-Statistik auf der IAEA-Homepage auftauchte, wurde der „Schreibfehler“ schnell wieder beseitigt. Es kann in der Welt der Freunde der Atomkraft halt nicht sein, was nicht sein darf.

Die Atomlobbyisten treibt eine Sorge um: Fukushima könnte für die AKW-Branche ein ebenso schwerer Rückschlag wie einst die Tschernobyl-Katastrophe werden. Nach dem Super-GAU in der Ukraine vor über einem Vierteljahrhundert kippte in den westlichen Industriestaaten die Stimmung. Die Stromkonzerne bestellten keine neuen Reaktoren mehr. Die hochfliegenden Pläne, den Nuklearstromanteil kontinuierlich zu erhöhen, wurden Makulatur. Die weltweiten Reaktorzahlen stiegen zwar noch, unter anderem durch den Atomeinstieg in Asien. 2002 wurde mit 444 der Höchststand erreicht. Seither haben im Westen immer mehr Reaktoren das Ende ihrer technischen Lebensdauer erreicht.

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