Die Zeit (Germany) “Ohne Zukunft”, Uploaded 22 March 2012
von Andrea Rehmsmeier | 15. März 2012 - 07:00 Uhr
Die weltweite Nutzung der Kernenergie nimmt ab – daran ändern auch ein paar neue Meiler nichts.
Am 15. März 2011, an dem Tag also, an dem im japanischen Fukushima auch noch Reaktorblock 2 explodierte und das Brennelementelager bei Reaktor 4 Feuer fing, schüttelten sich in Minsk Wladimir Putin und Alexander Lukaschenko die Hände. Der Ministerpräsident Russlands und der Präsident Weißrusslands besiegelten einen Vertrag über den Bau von Weißrusslands erstem Kernkraftwerk. Bis 2016 soll ein 1200-Megawatt-Reaktor bei der Stadt Ostrowez nahe der Grenze zu Lettland entstehen. Drei weitere Reaktorblöcke sind im Gespräch. Russland will seinem fast bankrotten Neukunden das Kernkraftwerk mit einem Kredit in Höhe von umgerechnet 6,7 Milliarden Euro vorfinanzieren.
26 Jahre nachdem auch Weißrussland Opfer der Strahlung aus dem havarierten ukrainischen Kernkraftwerk Tschernobyl wurde, will es nun selbst zu einer Nuklearnation werden.
Weitere Staaten wollen den Weißrussen folgen: »Wir erwarten, dass auch Vietnam, Bangladesch, die Vereinigten Arabischen Emirate und die Türkei in diesem Jahr mit dem Bau ihrer ersten Atomkraftwerke beginnen werden«, sagte Kwaku Aning, Vizechef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Ende Februar während einer Veranstaltung in New York. Außerdem haben Ägypten, Indonesien, Italien, Kasachstan, Jordanien, Litauen, Polen und Thailand bei der IAEA um Unterstützung beim Aufbau ihrer nuklearen Infrastruktur gebeten. In den USA wurde derweil – erstmals seit mehr als 30 Jahren – der Bau von zwei neuen Atomreaktoren genehmigt. Der Regierung ist das Kreditgarantien über acht Milliarden Dollar wert, weil Kernenergie für Präsident Barack Obama nach wie vor eine unverzichtbare Säule seiner Energiepolitik ist.
Gibt es also eine »nukleare Renaissance« – trotz Fukushima?