14 February 2013

Deutsche Welle (Germany): Atomkraft lohnt sich nicht

Für neue Atomkraftwerke sieht es schlecht aus: Die Reaktoren werden teuer und unrentabel und deshalb auch immer weniger gebaut. Seit der Atomkatastrophe in Fukushima vor zwei Jahren hat sich dieser Trend verstärkt.

Datum 14.02.2013 Autor: Gero Rueter Redaktion: Hannah Fuchs

Saubere und günstige Energie - als solche wurde die Atomkraft noch in den 1970er Jahren angepriesen. Experten der internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) sagten der Atomkraft damals eine goldene Zukunft voraus: Bis zum Jahr 2000 sollten danach weltweit 3600 bis 5000 Gigawatt (GW) an Nuklearkapazität vorhanden sein. Ende 2012 waren mit 335 GW weniger als ein Zehntel in Betrieb.

Die Atomkraft scheint ihren Höhepunkt weltweit hinter sich zu haben. “Die Tendenz des Abstiegs hat sich ganz eindeutig durch die Katastrophe von Fukushima beschleunigt”, sagt der unabhängige Atomexperte Mycle Schneider im DW-Interview. Schneider dokumentiert die Entwicklung der Atomkraft seit dreißig Jahren und gibt den World Nuclear Industry Status Report heraus. Belegt wird der Atomkraft-Abstieg in dem Report durch schlichte Fakten: 1993 lieferten 430 Reaktoren rund 17 Prozent des weltweiten Strombedarfs, Ende 2012 produzierten dagegen nur noch 375 Reaktoren, der Stromanteil lag bei 11 Prozent.

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Siehe auch:

Atomkraft verliert an Bedeutung

Interview mit Mycle Schneider Autor Gero Rüter Redaktion Brigitte Osterath

Atomkraft verliert weltweit an Bedeutung und wird zunehmend unrentabel, sagt Atomexperte Mycle Schneider, Träger des alternativen Nobelpreises. Allerdings seien sich viele Politiker dessen noch nicht bewusst.

Deutsche Welle: Herr Schneider, Sie geben jährlich den Weltstatusbericht der Atomindustrie heraus. Was hat sich denn nach der Atomkatastrophe von Fukushima weltweit verändert?

Mycle Schneider: De facto verliert die Atomkraft schon seit vielen Jahren an Bedeutung. Kurz zusammengefasst kann man sagen, dass die Tendenz des Abstiegs sich weltweit beschleunigt hat.

Inwiefern?

Die Anzahl der betriebenen Atomkraftwerke sinkt weltweit. Die meisten Reaktoren gab es 2002, also vor über zehn Jahren. Auch der Anteil der Atomkraft am weltweiten Strommix sinkt: Vor 20 Jahren, 1993, gab es den Höchststand mit 17 Prozent, heute liegt er nur noch in der Größenordnung von 11 Prozent.

Und was ist Ihrer Ansicht nach der Grund für die absteigende Tendenz?

Die wesentlichen Gründe sind ein verändertes Meinungsbild und ökonomische Fakten. Atomkraft verteuerte sich zunehmend, und andere Quellen der Stromerzeugung sind immer konkurrenzfähiger geworden.

Der große deutsche Stromkonzern RWE ist aus Projekten für neue Atomkraftwerke ausgestiegen, zum Beispiel auch in Großbritannien. Als Grund sagte RWE, dass das Kostenrisiko zu hoch und Atomstrom zu teuer wäre. Sind solche Aussagen von Stromkonzernen die Ausnahme?

Nein, das spiegelt ganz genau die globale Entwicklung wider. Zwar gibt es nach wie vor Politiker, die sich positiv über Atomkraft äußern, zum Beispiel Politiker aus dem Vereinigten Königreich oder US-Präsident Obama - doch Präsidenten und Regierungen bestellen keine Atomkraftwerke, das machen Energieunternehmen. Und die sind abgeschreckt von steigenden Investitionskosten, während man bei allen anderen Technologien stark sinkende Kosten zu verzeichnen hat.

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