8. Dezember 2023
Die globale Stromerzeugung aus Kernenergie ist 2022 um vier Prozent zurückgegangen. Das markiert den größten Einbruch in der Gewinnung von Atomstrom seit einer Dekade, wie aus dem neuesten »World Nuclear Industry Status Report«
hervorgeht. Das 549 Seiten umfassende Dokument wurde am Mittwoch von dem unabhängigen Energie- und Atompolitikexperten Mycle Schneider und seinem Team in Paris vorgestellt. Demnach sei auch die Zahl der laufenden AKW um vier gesunken.
Begründen ließe sich der signifikante Rückgang mit den hohen Planungs- und Baukosten, die oftmals zu Verzögerungen oder dem Baustopp von AKW-Projekten führten. In Frankreich etwa kam es 2022 zu erheblichen Produktionsausfällen. Die Stromerzeugung aus Kernenergie sei dementsprechend unter das Niveau von 1990 gesunken. Dennoch hält sich Frankreich im weltweiten Vergleich auf Rang drei der Atomstromerzeuger, nur übertroffen von China und Spitzenreiter USA.
Während die Stromerzeugung aus Kernenergie sinkt, lässt sich für 2022 ein Rekordhoch an Gesamtinvestitionen in erneuerbare Energien feststellen. So wurden laut Schneider weltweit 495 Milliarden Dollar für erneuerbare Stromkapazitäten ausgegeben, was einem Zuwachs von 35 Prozent entspricht. Allein Wind- und Solaranlagen hätten im vergangenen Jahr demnach 28 Prozent mehr Strom als Atomkraftwerke erzeugt.
Doch entgegen der rückläufigen Entwicklungen könnte die Kernkraft ein Comeback erleben: Auf der Klimakonferenz in Dubai haben unlängst 22 Staaten angekündigt, ihre Atomkraftwerkskapazitäten bis zum Jahr 2050 verdreifachen zu wollen, wie das »Handelsblatt « berichtete. In Deutschland wurden die drei letzten aktiven Reaktoren am 15. April 2023 stillgelegt.
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