15 January 2014

Wirtschaftsblatt (Austria): Osteuropa forciert AKW‑Ausbau

Osteuropa forciert AKW-Ausbau

Wirtschaftsblatt, 15. Januar 2014

von Beatrice Bösiger, Eva Konzett

Zehn Milliarden € investiert Moskau in die Erweiterung des ungarischen AKW Paks. Die Region setzt vermehrt auf Atomenergie. Die Finanzierung ist aber oft ein Problem.

Moskau. Ungarisch-russischer Einigkeit bei der Atomenergie: Einen milliardenschwerer Auftrag zum Ausbau des ungarischen Atomkrafterks Paks für den staatlichen russischen Konzern Rosatom hat Viktor Orban bei seinem gestrigen Arbeitsbesuch bei Wladimir Putin unterschrieben. Das Auftragsvolumen beträgt umgerechnet rund zehn Milliarden €. Die Kapazität des Kraftwerks von 1880 Megawatt soll damit verdoppelt werden, berichten russische Medien.

Im 100 Kilometer südlich von Budapest entfernt gelegenen Paks sind derzeit vier Reaktoren in Betrieb. Diese sorgten 2012 laut der „World Nuclear Association“ für 46 Prozent der in Ungarn produzierten Elektrizität. Ans Netz ging der erste Reaktor 1982; 2009 beschloss das Parlament den Bau von zwei zusätzlichen Reaktoren.

Rosatom finanziert vor

Der russische Konzern Rosatom zeigt sich als einziger bereit, den Bau vorzufinanzieren. Für ungarische Kommentatoren ist dies der ausschlaggebende Punkt für den Zuschlag gewesen. Der Regierung in Budapest fehlen die Mittel.

Paks ist jedoch nicht das einzige internationale Projekt der russischen Atomindustrie: In der Türkei soll Rosatom auf Basis eines langjährigen Vertrags mit dem staatlichen Netzbetreiber vier Reaktoren in Akkuyu bauen und betreiben. Ähnlich große Projekte gibt es in Bangladesch und Vietnam. Zudem baut Russland derzeit noch Reaktoren in Weißrussland, Indien und China.

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Mit Jahresbeginn 2014 waren weltweit 430 Atomreaktoren in Betrieb. Damit hat sich ihre Zahl verglichen mit dem Vorjahr stabil gehalten, so die Einschätzung des „World Nuclear Industry Status Report“. Das russische Atomprogramm ist dabei eines der ambitioniertesten weltweit, mit zehn im Bau befindlichen Reaktoren. Im vergangenen Dezember hat die Regierung Subventionen von 2,4 Milliarden US-$ für die Atomindustrie bewilligt, davon sind 680 Millionen US-$ für Projekte im Ausland bestimmt. Die Bautätigkeit darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele der 33 in Russland im Betrieb stehenden Reaktoren noch aus der Sowjetunion stammen. 17 davon sind seit 30 oder mehr Jahren in Betrieb.

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