5 May 2016

Saarländischer Rundfunk (Germany): Kritik an französischer Atomaufsicht

Kritik an französischer Atomaufsicht

Saarländischer Rundfunk, Axel Burmeister 04.05.2016 | 18:40 Uhr

In französischen Kernkraftwerken sind offenbar problematische Bauteile verbaut worden. Das hat der französische Atomanlagenhersteller Areva mitgeteilt. Ob es sich um Schlamperei oder um bewusste Manipulation handelt, ist noch unklar. Der Atomenergieexperte Schneider sagte dem SR, hier habe offenbar eine ganze “Qualitätskette” versagt.

Nach Ansicht des Atomenergieexperten und politischen Beraters, Mycle Schneider, gibt es eine ganz klare Verantwortlichkeit des französischen Herstellers Areva. Dem SR sagte Schneider, der auch Träger des Alternativen Nobelpreises ist, offenbar seien die zuständigen Aufsichtsbehörden nicht in der Lage gewesen, die verfehlten Zertifikate oder Dokumente aufzufinden. Es sei „ziemlich unzulässig“ dass solche Protokolle über viele Jahre existierten. Man hätte sie viel früher auffinden müssen. Klar ist, dass “offenbar die gesamte”Qualitätskette“versagt hat, also vom Hersteller bis zur Überprüfung intern und Qualitätskontrolle extern”.

Überraschend sei vor allem, dass dies alles wohl der Aufsichtsbehörde entgangen sei. Die Wahrscheinlichkeit, dass sicherheitsrelevante Teile betroffen sind, sei sehr groß. Jetzt müsse zunächst geklärt werden, um welche Teile es genau geht. Es sei aber nicht auszuschließen, dass es “erhebliche Konsequenzen – bis zur Stilllegung von Reaktoren” – geben könnte. Schneider erinnert an einen ähnlichen Vorfall vor etwa zwei Jahren in Cattenom. Damals sei festgestellt worden, dass ein sicherheitsrelevantes Bauteil noch nicht einmal eingebaut gewesen sei. “Unglaubliche Kriminelle Energie”

Zu den Konsequenzen aus dem aktuellen Skandal in Frankreich meint der Experte, hier müsse man sich überlegen, welche Maßnahmen getroffen werden müssen. Denn hier habe man es mit dem Versagen der kompletten Zuständigkeitskette zu tun. Und das bedeute wiederum: “Wenn ein ganzes System versagt, kann es sich nicht selbst reparieren.” Ob es sich bei der Angelegenheit um Schlamperei innerhalb des Betriebes oder bei der Aufsicht handelte, könne man noch nicht sagen.

Allerdings müsse man wissen, dass es in der Vergangenheit „unglaubliche kriminelle Energie im Atomsektor gegeben hat“. Wir hatten zwei große Skandale in Japan 2004/2005 und in Korea 2012/2013. Dort seien mehrere Atomkraftwerke vor Beginn stillgelegt worden.

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